Wir müssen realisieren: Unsere WM 2006 war die beste aller Zeiten. Also, abgesehen vom Gewinner. Da waren wir einfach zu gastfreundlich, man hätte die Italiener niemals mit dem Pokal abziehen lassen dürfen.
Ansonsten war das „the best worldcup ever“!! Bei uns wurde im Stadion nicht geblasen, sondern gesungen – das war schön. Und am Fernseher konnte man den Kommentator verstehen! O.K., es war nicht alles gut…
Aber, wenn man z.B. jetzt auch beim Turnier in Südafrika Spieler mit Handschuhen und Betreuer mit Wollmützen sieht, realisiert man dreierlei:
1. In Südafrika ist jetzt Winter.
2. Die Brasilianer sind echt die größten Weicheier des Planeten.
3. In Deutschland war das Wetter besser!
Wir hatten halt den Beckenbauer – der kann sowas, das sogenannte Kaiserwetter.
Unser WM-Motto war treffend, es war einladend und kosmopolitisch. „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Das traf die Sache! Was wurde denn vorher gemeckert, von wegen „Dann bringt doch die angolanische Nationalmannschaft mal in Brandenburg unter! Da bekommt der Begriff Trainingslager dann aber eine neue Bedeutung!!“. Und nichts ist passiert. Abgesehen vom Anblick der italienischen Nationalmannschaft gab es keine Gewalt. Im Gegenteil: Ich fuhr damals mit meinem Wagen – hamburger Kennzeichen!! – nach Bremen. Gott weiß, was da normalerweise abgeht. Nicht im Sommer 2006: Da öffneten sich die Türen und die Fenster und die Menschen riefen: „Fremder, komm zu uns zum essen!“ Gut, es kann auch sein, daß sie gerufen haben: „Komm her, Du kriegst auf die Fresse!“ Aber es fühlte sich anders an…
Und was ist das Motto der WM in Südafrika? „Feiert Afrikas Menschlichkeit“ – Tröööööööööööööt! Neeee. So nicht. Angesichts der einschläfernden Leistungen der meisten Mannschaften an den ersten Turniertagen und des gleichmäßig nervtötenden Geräuschpegels sollte man meinen, es lautete: „Mittagsschlaf im Bienenstock“!?!
Aber was kümmert uns das? Wir tragen keine Verantwortung diesmal. Wir sind jetzt die Gäste. So. Wir müssen uns um niemanden kümmern, dürfen kommen und gehen, wann wir wollen. Und müssen niemanden zuvorkommend behandeln. Unsere Höflichkeit in allen Ehren – diesmal nehmen wir keine Rücksicht. Diesmal nehmen wir den Pokal mit.