WM – Zu Gast im Zirkus Minimus

Dies ist eine WM der Schmerzen. Die Zuschauer leiden angesichts doch etlicher eher unattraktiver Spiele, die Favoriten quälen sich gegen die angeblichen Underdogs, die Afrikaner leiden, da sie wohl erneut kein Team in die K.O.-Runde bringen werden, die Trainer leiden mit den verletzten (Robben) und anfälligen (de Rossi) Spielern, die Mannschaften wiederum kämpfen mit den Witterungsbedingungen und den Platzverhältnissen und und und…

Nicht zu vergessen das geradezu unmenschliche Leiden von Miro Klose (s. Blog vom 20.06.).

Und, zugegeben: Bei der einen oder anderen Partie überwiegt der zirzensische Effekt – es erstaunt und belustigt beispielsweise bestimmt viele Menschen, wenn sie sehen dürfen, wie ein Schiedsrichter aus Mali die Welt und insbesondere ein Fußballspiel erlebt. Aber muß man das während einer WM zeigen?

Es ist auch von gewissem Unterhaltungswert, wenn ein Spieler gegen einen anderen läuft, sein Brustbein mit dessen Ellenbogen kollidiert, er daraufhin mit einem Schmerzensschrei zusammenbricht und sich das Gesicht hält. Eine neue Gattung ist entstanden: Die Ellenbogenchecksimulation.

Menschen, Tiere, Sensationen! Darunter muß gelitten werden: Man will ein Fußballturnier miterleben und landet stattdessen in einem zweitklassigen Zirkus, voller Selbstdarsteller, Drahtseilartisten, Feuerspucker und Irrläufer.

Da liegen dann auch schnell die Nerven blank: Man kann einfach nicht sicher sein, sich wirklich auf sportlichem Wege durchsetzen zu können. Viele Fußballer fragen sich in Südafrika gerade: Was wird hier eigentlich gespielt?

Insbesondere die Schiedsrichter sind deshalb wieder zum Thema geworden. Während Miro Klose quasi für das bloße Laufen bestraft wird, können andere auf dem Spielfeld ihren Gegner schlachten und dann auch noch genüsslich zu einem Viergängemenü verarbeiten, ohne daß etwas passiert. Der eine darf in Basketballmanier den Ball quasi mit beiden Händen unsanktioniert in den Korb legen und wird anschließend auch noch höflich und rhetorisch vom Schiedsrichter angesprochen, es sei jawohl alles regelrecht zugegangen. Dagegen muss ein anderer tatenlos zusehen, wie sein Gegenspieler vor Schwäche zusammenbricht und von seiner Mannschaft für diese Leistung abgeklatscht wird, da er dafür einen Elfmeter erhält.

Dies ist ungerecht wie das Leben. Und würde es nicht letztlich doch immer die kleinen Länder entscheidend treffen, würde es mich auch nicht zornig machen. Aber vielleicht gelingt es der FIFA diesmal wenigstens, wieder einmal den Gastgeber ins Halbfinale pfeifen zu lassen. Das würde mich für Afrika mehr als freuen – und, da es auf Kosten von Frankreich ginge, entstünde ja kein Schaden. Die wollen ja ohnehin nicht mehr. 80% der französischen Bevölkerung befürworten das Ausscheiden ihrer Elf in der Vorrunde. Da kann man auf dem Platz ja entspannt auftreten, da hat man keinen Druck, da muss man auch nicht mehr trainieren.

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